Berliner Geschäftszentrale der Dresdner Bank (1884)

Einleitung: Wusstest du das?

Die Dresdner Bank – ein Name, der nach Elbtal, Frauenkirche und barockem Bürgertum klingt. Aber wusstest du, dass diese Bank weder dauerhaft ihren Sitz in Dresden hatte, noch in ihren Anfängen eine typische „deutsche Bank“ war?

Im Gegenteil: Die Ursprünge dieses renommierten Instituts liegen fest in jüdischer Hand. Sie führen zurück in ein traditionsreiches Privatbankhaus, gegründet und geführt von jüdischen Familien, deren Wirken heute weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist.

Und es kommt noch mehr: Das repräsentative Stammhaus der Bank in Dresden – errichtet 1896 – war ein architektonisches Meisterwerk. Ein Bau, der angeblich in nur einem Jahr fertiggestellt wurde. Aber mal wieder fehlen Belege – kein einziges Foto vom Bauprozess, keine Aufnahmen vom Rohbau oder der Baustelle.

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Eine Bank, die nur den Namen „Dresdner“ trug

Die Dresdner Bank wurde am 12. November 1872 in Dresden gegründet – oder genauer gesagt: Sie ging direkt aus dem bereits existierenden, hochangesehenen Privatbankhaus Michael Kaskel hervor. Diese jüdische Unternehmerfamilie war seit dem 18. Jahrhundert in Dresden ansässig und fest in der Stadt verwurzelt.

Der Name „Dresdner Bank“ war klug gewählt – doch der eigentliche Geschäftsschwerpunkt der Bank verlagerte sich bereits wenige Jahre später nach Berlin. Dresden blieb im Namen, aber nicht im Alltag. Umso interessanter, dass gerade hier der Grundstein für eines der bedeutendsten deutschen Bankhäuser gelegt wurde.

Wappen derer von Kaskel

Wusstest du, dass …

  • … die Dresdner Bank aus einem jüdischen Familienunternehmen hervorging?
  • … alle führenden Persönlichkeiten der Anfangsjahre aus jüdischen Kreisen stammten?
  • … dieses Institut einst als das jüdisch geprägte Großbankhaus unter den damaligen Finanzinstituten galt?

Zentrale Persönlichkeiten dieser Gründungszeit waren:

  • Michael Kaskel, Gründer des Ursprungsinstituts
  • Felix Freiherr von Kaskel, erster Vorsitzender des Aufsichtsrats
  • Eugen Gutmann, Generaldirektor von 1872 bis 1920
  • Gustav von Klemperer, im Aufsichtsrat vertreten

Diese Namen standen für Stabilität, Erfahrung und Weitblick. Und sie alle verband ein gemeinsamer Hintergrund: jüdische Herkunft, Bildung und unternehmerisches Engagement.


Strukturwandel ab den 1930er-Jahren – neue Wege, neue Besitzverhältnisse

Ab den 1930er-Jahren begannen tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Bank. Führungspositionen wechselten, Eigentümerstrukturen wurden neu geordnet, teils durch staatlich begleitete Übernahmen und Zusammenschlüsse.

Im Jahr 1935 übernahm die Dresdner Bank etwa das bekannte Bankhaus Gebrüder Arnhold in Dresden – ebenfalls ein traditionsreiches Institut mit jüdischer Geschichte.

Auch wirtschaftlich wandelte sich das Bankhaus: Es knüpfte engere Verbindungen zu industriellen Großprojekten und nahm verstärkt staatliche Funktionen wahr.

Diese Entwicklungen führten die Bank auf einen anderen Kurs – ein klarer Bruch mit den Ursprüngen, die bis heute kaum jemand kennt oder benennt.


Das Stammhaus von 1896 – Mal wieder ein Bauwerk, das Fragen aufwirft

Mal wieder begegnen wir einem eindrucksvollen Bauwerk, das angeblich in unfassbar kurzer Zeit errichtet wurde – und mal wieder gibt es keine Belege, die den Bauvorgang dokumentieren.

Das Stammhaus der Dresdner Bank entstand laut offizieller Angabe innerhalb eines einzigen Jahres, im Jahr 1896 – mitten im historischen Stadtzentrum, an der damaligen König-Johann-Straße 3–5 (heute Wilsdruffer Straße).

Ein mächtiges Gebäude mit Natursteinfassade, edlen Proportionen, fein gearbeiteten Ornamenten – und dennoch: Kein einziges Foto vom Bau, keine Aufnahme der Baustelle, keine Darstellung der Entstehung. Und das, obwohl seit 1839 in Dresden fotografiert wurde. Zwischen der ersten Aufnahme der Frauenkirche und dem angeblichen Baubeginn liegen fast 60 Jahre, in denen tausende Baustellen fotografisch dokumentiert wurden.

Warum also fehlt ausgerechnet hier jegliches Bildmaterial?
Waren die Bauherren wirklich so schnell – oder war das Gebäude vielleicht schon da und wurde nur umgewidmet?

Fragen, die offen bleiben. Aber genau diese Lücken machen das Gebäude so spannend.


Architekten & Stil

Die Pläne für das Bankhaus stammen von:

  • Traugott Ernst Sommerschuh & Gustav Rumpel, bekanntes Dresdner Architekturbüro
  • Mitwirkung: Kurt Diestel
  • Stil: Bramantesche Hochrenaissance – italienisch geprägt, klassisch proportioniert und monumental inszeniert

Gestaltung und Nutzung

Das Gebäude galt als eines der repräsentativsten Bankhäuser der Stadt:

  • Fassade: Naturstein, rustizierter Sockel, Rundbogenfenster, Pilaster und Giebel
  • Besonderheit: Ein kunstvoll gearbeiteter Knabenfries von Leopold Armbruster, figürlich gestaltet in klassizistischer Manier
  • Struktur: 4–5 Geschosse mit großzügigen Raumhöhen, insbesondere in den unteren Etagen
  • Nutzung:
    • Erdgeschoss & 1. Obergeschoss: Schalterhalle, Sitzungssäle, Direktionsräume
    • Obergeschosse: Verwaltung, Abteilungen
    • Ab ca. 1911: Sitz mehrerer Konsulate – u. a. Italien, Dänemark, Norwegen, Österreich-Ungarn

Ein Bauwerk, das nicht nur Geld verwaltete, sondern internationale Beziehungen bündelte – mitten in Dresden.


Zerstörung 1945 – und das vollständige Verschwinden

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde das Stammhaus der Dresdner Bank beim Angriff auf Dresden vollständig zerstört. Kein einziger Bauteil blieb erhalten. Auch der kunstvolle Knabenfries ging unwiederbringlich verloren.

Heute steht an derselben Stelle ein funktionaler DDR-Neubau – ohne architektonische Verbindung zum ursprünglichen Gebäude. Und damit verschwand nicht nur ein Bauwerk, sondern auch ein bedeutendes Kapitel jüdisch-dresdnerischer Geschichte.


Fazit: Ein Kapitel, das kaum jemand kennt

Die Dresdner Bank war nicht einfach ein Bankhaus mit Dresdner Wurzeln – sie war ein von jüdischen Persönlichkeiten geprägtes Finanzinstitut, das nur kurz in Dresden verweilte, aber genau hier seinen Ursprung hatte.

Das Stammhaus von 1896 steht dabei für zwei große Fragen:

  1. Warum ist dieser Bau – wie so viele andere in Dresden – fotografisch nicht dokumentiert?
  2. Und warum ist die jüdische Gründungsgeschichte dieses Instituts heute kaum bekannt?

Jetzt bist du gefragt: Was steckt wirklich hinter den Fassaden?

  • Kennst du andere Gebäude in Dresden, deren Entstehung unklar oder kaum dokumentiert ist?
  • Wie viele weitere jüdische Kapitel der Stadtgeschichte sind heute noch im Schatten?

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